Dr. med. R. Marx-Mollière
Schottstr. 2
55116 Mainz
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Störungen des Sozialverhaltens
Störungen des sozialen Verhaltens entwickeln sich häufig als Folge eines ADHS. Während im Kindergarten- und Grundschulalter trotzig-ungehorsames sowie aggressives Verhalten, Wutanfälle und das Zerstören von Sachen im Vordergrund steht, kann es mit Beginn der Pubertät zu einer Verschärfung der Problematik kommen. Dies zeigt sich dann in häufigem Lügen, Stehlen, Schulschwänzen, Zündeln, Streiten, Ungehorsam, tätlichen Angriffen gegen andere und schweren Wutausbrüchen. Betroffene Jugendliche sind häufig wenig einsichtig und geben anderen (z.B. Lehrern, Mitschülern, Eltern) die Schuld an ihrem Verhalten. In Folge der dissozialen Verhaltensweisen kommt es häufig zu ausgeprägten schulischen und familiären Problemen bis - im Extremfall - hin zu Drogenmissbrauch und kriminellem Verhalten.
Davon betroffene Kinder und Jugendliche brauchen einen eng strukturierten, haltgebenden Rahmen. Deshalb müssen Familie, beteiligte Therapeuten, Schule und die Jugendhilfe eng zusammenarbeiten. Unterstützend kann eine Medikation sowie ein stationärer Aufenthalt in der Kinder- und Jugendpsychiatrie kann sinnvoll sein. Eine Unterstützung auch über den Zeitraum der aktuellen Krise hinaus bleibt sicher nicht auf den kinder- und jugendpsychiatrisch therapeutischen Rahmen begrenzt, sondern werden auch durch jugendhilfliche Unterstützung bewirkt.
Auseinandersetzungen und Eskalationen innerhalb und außerhalb der Familie
Gewalt in Form verbaler (mit Worten ausgeführten) oder körperlicher Übergriffe kann vom Kind bzw. Jugendlichen als auch von den Eltern ausgehen. Gehen die Handlungen von Eltern aus, besteht die erste Aufgabe darin, das Kind bzw. den Jugendlichen zu stärken und vor weiteren Übergriffen zu bewahren. Ein direkter Kontakt zu den Eltern soll die Bereitschaft entwickeln, sofortige Hilfe anzunehmen.
Gehen die Übergriffes vom Kind bzw. Jugendlichen aus, so besteht das erste Ziel, jedes weitere derartige Ereignis in der Familie nicht mehr zuzulassen. Bei anhaltend fremdgefährdendem Verhalten des Jugendlichen ist als erstes in der Regel eine räumliche Trennung notwendig. Hierdurch soll erreicht werden, dass der Jugendliche unmittelbar Gelegenheit erhält, sich Regeln und Grenzen zu erleben, die nicht durch Übergriffe verschoben werden können.
Die Eltern brauchen einen Raum zur neuen gedanklichen Positionierung und zum coaching, um ihre Position wieder zu erlangen und umzusetzen. In der Praxis ist es möglich, parallel zur Behandlung der Patienten die Eltern zu beraten.
Wenn mein Kind nicht mehr in die Schule geht.
Als erster Schritt erfolgt die Diagnostik, um die Hintergründe zu ermitteln . Handelt es sich beispielsweise um eine Leistungsüber- oder -unterforderung? Bestehen Konflikte zwischen den Schülern, hat der Patient eine Aussenseiterposition, erlebt er sich machtlos, isoliert oder als Mobbing-Opfer? Ressourcenfindung und Entwicklung sozialer Kompetenzen stehen in den Einzelgesprächen im Vordergrund.
Die nach der Diagnostik erfolgende Behandlung, Unterstützung und Beratung erfolgt- falls erforderlich und gewünscht - auch in enger Absprache mit der Schule und/oder dem Ausbildungsbetrieb.
Ein wichtiger Schritt in der Behandlung ist die Begleitung in die Schule, ein Schritt, der im Rahmen der Behandlung in der Praxis konkret vor- und nachbereitet werden kann. Ist auf diesem Wege kein regulärer Schulbesuch wieder herstellbar, muss eine stationäre Behandlung in der Kinder- und Jugendpsychiatrie erfolgen